Neuer Vorstand gewählt: Elternvertretung formuliert klare Ziele und wachsende Sorgen der Eltern bei der Kinderbetreuung in Karlsruhe
Hybride Vollversammlung mit hoher Beteiligung – Austausch mit Bürgermeisterin Melchien zeigt neben Dialogbereitschaft vor allem Handlungsdruck
- Gesamtelternbeirat Karlsruher Kindertageseinrichtungen (GKK) wählt neuen Vorstand
- Eltern formulieren wachsende Sorgen über Gebühren, Sparmaßnahmen und SKiBB
- GKK konkretisiert Leitbild und zentrale Forderungen für Kinderbetreuung
- Bürgermeisterin Yvette Melchien stellt sich dem Dialog
- GKK sieht Politik und Verwaltung in der Pflicht, tragfähige Perspektiven für Familien zu schaffen
GKK stärkt seine Stimme: Vollversammlung wählt neuen Vorstand und formuliert klare Erwartungen an die Stadt
Der Gesamtelternbeirat der Karlsruher Kindertageseinrichtungen (GKK) hat auf seiner hybriden Vollversammlung am 19. November 2025 einen neuen Vorstand gewählt und zugleich zentrale inhaltliche Weichen für die kommenden Monate gestellt. Rund zwei Stunden lang diskutierten rund 100 anwesende und etwa 400 online zugeschaltete Eltern, Elternbeiräte und Bürgermeisterin Yvette Melchien vor Ort und online über die Zukunft der Kinderbetreuung in Karlsruhe – geprägt von Sparmaßnahmen, Gebührenerhöhungen und offenen Fragen rund um das neue Schulkind-Bildungs- und Betreuungssystem (SKiBB).
Die hohe Beteiligung zeigt: Familien in Karlsruhe sind verunsichert – und sie erwarten Antworten.
Neuer Vorstand gewählt – breitere Aufstellung als Signal der Stärke
Der Vorstand des GKK wurde satzungsgemäß erneuert und erweitert. Neben den bisherigen Mitgliedern Saeed Aramin-Zimmer, Mischa Lange, Tobias Petersmann, Jochen Schwarz und Monika Ulshöfer verstärken künftig Annette Hagenunger, Christoph Knopf und Carola Schneider das Gremium.
Damit ist der Vorstand wieder vollständig besetzt und breiter aufgestellt als im Vorjahr. In seiner konstituierenden Sitzung am 4.12.2025 wurde Tobias Petersmann einstimmig zum Vorsitzenden und Mischa Lange zu dessen Stellvertreter gewählt.
Der GKK betont, dass der Arbeitsaufwand erheblich gestiegen ist – nicht zuletzt durch die intensive Begleitung der Haushaltslage, den öffentlichen Austausch und die Vielzahl an Zuschriften aus der Elternschaft.
Leitbild und Ziele: Quantität, Qualität und Finanzierbarkeit
Der GKK stellte in der Vollversammlung sein aktualisiertes Leitbild vor. Die Arbeit orientiert sich an drei Grundpfeilern:
- Quantität – verlässliche Öffnungszeiten und ausreichende Platzkapazitäten
- Qualität – gute pädagogische Rahmenbedingungen und stabile Fachkräftesicherung
- Finanzierbarkeit – ein Finanzierungssystem, das Familien nicht überfordert
Alle Vorstandsmitglieder betonten, dass diese drei Elemente miteinander verbunden seien und nur gemeinsam die Grundlage für eine familienfreundliche Stadt bildeten.
Sorgen der Eltern: Gebühren, Sparmaßnahmen und Planungsunsicherheit
Die Versammlung zeigte deutlich, wie sehr die aktuellen politischen Entscheidungen Familien bewegen. Eltern äußerten insbesondere Sorgen über die steigenden Gebühren und die geplante Reduktion des Geschwisterkindzuschusses, die für viele Haushalte eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung darstellen würden. Ebenso wurde die Komplexität der wirtschaftlichen Jugendhilfe kritisiert, deren Antragsverfahren in der Praxis oft schwer zugänglich und aufwendig sind.
Große Unsicherheit besteht zudem hinsichtlich der künftigen Kosten für die Nachmittags- und Ferienbetreuung an Schulen im Rahmen von SKiBB und die Frage der Platzsicherheit für 2.-4. Klässler, für die der Rechtsanspruch in 2026/2027 noch nicht gilt.
Viele Eltern befürchten, dass die wachsenden finanziellen Belastungen die Erwerbsarbeit – insbesondere von Müttern – beeinträchtigen könnten, was sowohl private als auch gesamtgesellschaftliche Folgen nach sich ziehen würde. Hinzu kommt die fehlende Planbarkeit für das Schuljahr 2026/27 und darüber hinaus, die Familien erheblich verunsichert und langfristige Entscheidungen erschwert. Einige Eltern berichteten von monatlichen Belastungen, die bereits jetzt an ihre finanziellen Grenzen führen. Einig waren sich alle Teilnehmenden, dass qualitativ hochwertige Kita spätestens im Vorschulalter ein wichtiges Element für gute Startchancen sei und keineswegs durch zu hohe Gebühren gefährdet werden dürfe.
Die Debatte am Abend steht im Einklang mit den Schwerpunkten der letzten Monate: Bereits im Sommer hatten knapp 1.000 Eltern gegen die geplante Verteuerung der Kinderbetreuung demonstriert, bei einer entsprechenden Online-Petition engagierten sich über 8.000 Karlsruherinen und Karlsruher und auch die Resonanz bei der digitalen Demo “Jetztschlägts13” im Oktober und den Aktionen mit dem Bündnis für eine solidarische Stadt war groß.
Dialog mit Bürgermeisterin Melchien:
Anerkennung der Probleme – aber große strukturelle Herausforderungen
Bürgermeisterin Yvette Melchien nahm an der Vollversammlung teil und stellte sich den Fragen der Eltern. Sie bestätigte in ihrem Gespräch mit den Anwesenden die angespannte Haushaltslage der Stadt und wies auf die strukturellen Herausforderungen hin, die mit den aktuellen Sparvorgaben verbunden sind. Ein weiterer zentraler Punkt war die unzureichende Umsetzung des Konnexitätsprinzips durch das Land, das Kommunen bundesweit verpflichtet, neue Aufgaben auch finanziell auszugleichen – was nach ihrer Einschätzung derzeit nicht im erforderlichen Umfang geschieht. Darüber hinaus erläuterte Melchien die Schwierigkeiten, die sich aus der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ergeben, insbesondere im Hinblick auf Personal, Räume und Finanzierung. Gleichzeitig betonte Melchien, dass Kinder, Jugend und Familien für sie persönliche Priorität haben und dass der Dialog fortgesetzt werde.
Der GKK begrüßt diese Gesprächsbereitschaft ausdrücklich.
Forderungen des GKK: Perspektiven schaffen – nicht nur verwalten
Aus der Versammlung ergeben sich klare Erwartungen an Stadt und Gemeinderat. An erster Stelle steht der Wunsch nach transparenter Kommunikation und frühzeitiger Einbindung bei Gebühren, Zeitplänen und den konkreten Auswirkungen der Sparmaßnahmen. Die Eltern forderten verbindliche Informationen zu SKiBB spätestens bis zur Anmeldung der SchulanfängerInnen am 11.02.2026, um die notwendige Planungssicherheit für ihre Familien zu erhalten. Darüber hinaus wird eine echte einkommensbezogene Staffelung der Beiträge erwartet, die gerechter wirkt als nachträgliche Erstattungsmodelle. Die wirtschaftliche Jugendhilfe müsse dringend entlastet und von Bürokratie befreit werden, damit sie die Familien erreicht, die sie benötigen.
Gleichzeitig wünschen sich die Eltern klare politische Perspektiven, wie es nach der Haushaltskonsolidierung weitergehen soll. Und schließlich formulierte die Versammlung den Anspruch, dass strukturelle Veränderungen innerhalb der Verwaltung angestoßen werden, um effizientere Prozesse und eine dauerhafte Entlastung für Familien und Einrichtungen zu ermöglichen.
„Familien brauchen Verlässlichkeit – nicht nur im Alltag, sondern auch in politischen Entscheidungen“, fasste der Vorstand zusammen.
Den Mitschnitt der vollständigen hybriden Veranstaltung finden Sie auch online unter https://www.g-k-k.org/vv2025

