Kitas kürzen Öffnungszeiten. Es geht auch anders. Sie können etwas bewegen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
heute schreiben wir Ihnen, weil Sie mit Ihren Möglichkeiten etwas bewegen können.

Unser Anlass ist die deutliche Kürzung der Kita-Öffnungszeiten in Karlsruhe seit diesem Jahr, weil der Fachkräftemangel den nötigen Betrieb nicht mehr erlaubt. Manche Kitas schließen wegen des Fachkräftemangels ganz. Unsere Kinder und uns arbeitende Eltern bringt das in große Not (Not-Betreuung der Kinder durch unqualifizierte Babysitter, Risiko Jobverlust, usw.). Die aktuelle Analyse der renommierten Bertelsmann-Stiftung zeichnet ein düsteres Bild für die Zukunft, wenn es bei den bisherigen Gegenmaßnahmen bleibt.

Doch das muss nicht so sein. Da keiner den Fachkräftemangel allein lösen kann, haben wir uns Eltern vernetzt und konstruktive Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Nun hoffen wir auf Sie: Damit noch dieses Jahr ein „Kita-Sommermärchen 2024“ möglich wird.

Wir sehen, dass spürbare Besserung möglich ist, wenn wir den Blick weiten und möglichst viele im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihren Beitrag leisten, insbesondere die Gesetzgeber, Jobcenter, Arbeitgeber und Kommunen.

Unser Ziel:
Realistische Maßnahmen unter Einbeziehung der notwendigen Akteure umsetzen, um bis spätestens Sommer 2025 eine Kita-Betreuungszeit von 7:30 bis 16:30 Uhr für alle Karlsruher Kinder zu ermöglichen. Dabei muss ein hoher Qualitätsstandard der Betreuung und Förderung erhalten bleiben, auch damit die Erziehungsfachkräfte in den Kitas weiter gerne ihre Arbeit machen.

Konkrete Vorschläge/Forderungen, die z.B. per Gesetz oder Verordnung möglichst schnell ermöglicht werden sollen, unter aktiver Einbindung der notwendigen Institutionen (z.B. der Träger, des KVJS*, der Jobcenter und der Fachschulen):

• Schnellstmögliche Einbindung und Qualifizierung zur Kita-Fachkraft für alle Interessierten, deren Hintergrund die Arbeit mit kleinen Kindern ermöglicht. Dabei die Anforderungen an Einstiegsqualifikation ab sofort deutlich flexibler gestalten und die notwendige, begleitende Weiterbildung verwirklichen. Die Gehaltsstrukturen sollen dabei flächendeckend aufgewertet werden, um den Beruf attraktiver zu machen. Jobcenter sollen Arbeitssuchenden diese Möglichkeit aktiv anbieten.
• Es soll zur kurzfristigen Überbrückung auch Eltern ermöglicht werden, die Fachkräfte in den Kitas in den Randzeiten zu unterstützen. Eine begleitende Nachqualifizierung im Rahmen der ausgeübten Tätigkeit soll erfolgen. Die Bezahlung soll sich zunächst an derjenigen für ungelernte Aushilfskräfte orientieren, es sei denn, eine höhere Qualifikation liegt vor. Die Arbeitgeber sollen dies ermöglichen und es dürfen für die helfenden Eltern keine finanziellen Nachteile entstehen. Etwaige versicherungstechnische Hürden müssen abgebaut und Rechtssicherheit für die betreuenden Eltern geschaffen werden. So könnte schon jetzt in einigen Einrichtungen eine Öffnungszeit von 7:00 bis 17:30 Uhr für all diejenigen Kinder erreicht werden, deren Eltern dies für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dringend benötigen, vor allem die Alleinerziehenden.
• Ausbau des Angebots in den kindheitspädagogischen Fachschulen, um den entstehenden Qualifizierungsbedarf decken zu können.

Wir und unsere Kinder danken Ihnen, wenn Sie Ihr politisches Gewicht nutzen, um die angezeigten Änderungen zu unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr GKK

P.S.: Dieser offene Brief wurde gemeinsam von Karlsruher Eltern, Elternbeiräten und dem Gesamtelternbeirat Karlsruher Kindertageseinrichtungen (GKK) erstellt und ist Ausdruck der unmittelbaren Notlage sehr vieler Eltern. Wir bitten um Ihre Unterstützung.

*KVJS = Kommunalverband für Jugend und Soziales